2010/08 Glaubwürdigkeit

Glaubwürdigkeit

1.8.2010 – 15 Uhr – auf dem Gedarmenmarkt (Nähe Deutscher Dom)

Die Hamburger Bischöfin Maria Jebsen ist in der vergangenen Woche zurückgetreten. Sie sah ihre Glaubwürdigkeit nicht mehr gegeben. Der Anlass war verbunden mit dem in diesen Monaten sehr sensiblen Thema des Missbrauchs von Kindern. Wenige Wochen zuvor gab es schon einen Rücktritt einer evangelischen Bischöfin. Verlorene Glaubwürdigkeit war auch hier die Begründung.
Im Gespräch interessierte uns weniger die Frage, wie „groß“ die auslösenden „Vergehen“ zu bewerten sind und die zu Grunde liegen Fakten. Wir fragten, wie in der Öffentlichkeit mit „Glaubwürdigkeit“ umgegangen wird und wie jemand in einem öffentlichen Amt damit umgehen sollte.
Erwarten wir Fehlerlosigkeit, Perfektion oder einen bestimmten Umgang im Falle eines Fehlers? Was bedeutet es in unseren Augen, wenn jemand, der hohe Ansprüche an sich selbst und andere stellt, diesen einmal selbst nicht gerecht wird?
Wir sahen eine Gefahr darin, sofort den Kopf eines Fehltretenden zu fordern. Wenn dies die einzig mögliche Konsequenz ist, erhöht dies den Druck zur Vertuschung. Auch wäre es fatal, hohe Anforderungen nicht mehr aufzustellen aus Angst, sie seien sowieso nicht einzuhalten. Wichtig erscheint uns das Verhalten nach dem Bekanntwerden eines Fehltritts. Wird alles getan, um die Umstände zu klären, vor allem den Betroffenen gerecht zu werden?
In religiösen Traditionen gibt es den Weg der Buße. Jemand, der sich zu seinem Handeln bekennt und bereit ist, die Konsequenzen zu tragen. Dies kann auch andere ermutigen, Verdrängtes ans Tageslicht zu holen und damit den Betroffenen früheren Handelns oder Unterlassens Erleichterung zu verschaffen. Hilfreich wäre eine Öffentlichkeit, die – nach der Sorge um die Opfer – auch dem Verantwortung Tragenden Gerechtigkeit widerfahren lässt.
Wichtig ist uns, welches Signal ausgesandt wird: Dass Schutz von Benachteiligten ohne Ansehen von Person und Amt gewährt wird oder dass sich Aufklärung nicht lohnt, der sich dazu Bekennende letztlich an den Pranger gestellt wird.
Es mag sein, dass der Rücktritt in manchen Fällen die beste Möglichkeit ist. Bei aller Anerkennung über einen klaren Schritt bleibt ein Unbehagen, ob nicht aus anderen Interessen und durch medialen und institutionellen Druck für alle Beteiligten noch Heilsameres verhindert wird.

Einladung zum Vorbereitungstreffen des Friedensgebets am Montag, den 16. August um 16 Uhr – den Ort bitte auf der Homepage kurzfristig in Erfahrung bringen – Alle Interessierten sind herzlich einladen!