2010/11 Aus innerer Klarheit

Aus innerer Klarheit das Außen gemeinsam gestalten

7.11.2010 – 15 Uhr – auf dem Gedarmenmarkt (Nähe Deutscher Dom)

Wir befinden uns immer wieder in der Auseinandersetzung mit uns selbst und mit den Bedingungen, in denen wir unser Leben gestalten und unter denen wir manches Mal auch leiden.

Unser Innen, unser Seelenleben, wird bestimmt von Gegensätzen, von Ängsten und von Gelassenheit, von Verletztheit und von Liebe, von Offenheit gegenüber anderen Meinungen, anderen Lebensweisen, Menschen. Es wird bestimmt von Aufgaben, die uns ansprechen und Leidenschaften in uns wecken ebenso wie von Aufgaben, die wir erfüllen müssen, weil wir Menschen im Miteinander sind und wir füreinander Verantwortung übernehmen, auch wenn sie uns für den Moment schwer fallen. Es wird bestimmt von Notwendigkeiten, Einschränkungen und von Überzeugungen und dem Wissen, dem Vertrauen, dass wir nicht allein sind.

Das Außen wird bestimmt von politischen Gegebenheiten, von Lebenssituationen, von unserem physischen Dasein und leider oft auch von Gewalt.
Wir sind darin gefordert, uns einzuordnen in diese vielfältige Welt ohne uns, unser Ideale, unseren Glauben, unsere Hoffnung aufzugeben. Das Leben ist ein Wechselspiel zwischen Innen und Außen, es ist aber auch ein Wechselspiel von unseren Haltungen und Sichtweisen auf die Welt. Unsere Sichtweisen und Kommunikationsformen können wir reflektieren, können wir beeinflussen und zu einem Miteinander ohne Vereinnahmung hin verändern. Wir können im Vertrauen auf unsere Stärke im Zusammenschluss mit anderen unseren Hoffnungen, Sehnsüchten und Zielen Ausdruck verleihen.
Als aktuelles Beispiel für gemeinsamen Ausdruck kann hier die Protestaktion im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau des Stuttgarter Bahnhofs (S21) genannt werden. Für das Erreichen eines gemeinsamen Zieles, nämlich dem Überleben in tiefer Abgeschlossenheit, kann die Rettung der Bergleute in Chile genannt werden. Es dient gleichzeitig als Beispiel für die Wirksamkeit von gemeinsamem Gebet: die eingeschlossenen Bergleute unter Erde und deren Familien, Freunde und viele andere Menschen, die überirdisch sich zusammen fanden im Gebet und schließlich in Dankbarkeit über die Rettung. Gebet und gemeinsames Ausharren. Aber auch aktuelle Themen, die uns direkt betreffen, wie Wasser- und Atompolitik, sind uns ein Anliegen, für das wir aufstehen, uns sicht- und vernehmbar machen, für das wir unsere Gebete bündeln.

Unser konkretes Gebetsanliegen ist der Frieden auf dieser Welt. Ein scheinheiliger Frieden jedoch ist kein Frieden, sondern nur eine Fassade. Deshalb ist es uns wichtig, in der Kommunikation, im Umgang miteinander klar und ehrlich zu sein. Durch unsere Worte die Möglichkeit zu eröffnen, dass alles gesagt werden kann und alles gehört wird, das uns auf dem Herzen liegt oder in ihm brennt. Auch wenn dies manchmal zunächst weh tut, weil unbequeme Wahrheiten auf den Tisch kommen. Gewaltfreie, alles zulassende und den anderen nicht verurteilende Kommunikation, ist eine Voraussetzung für Gewaltfreiheit im Handeln, weil sie das Innere hervorbringt und die Möglichkeit bietet, es – auch im Unfertigen und Widersprüchlichen – miteinander zu teilen. Sie verhilft uns zu Klarheit im Innern und im Miteinander und unterstützt durch den Austausch, zu dem wir öffentlich in unseren Friedensgebeten ermutigen, die vielen kleinen Schritte zu tun, um auch zum Großen beitragen zu können.


Einladung zum Vorbereitungstreffen des Friedensgebets am Montag, den 15. November um 16 Uhr im Interkulturellen Haus in der Geßlerstr. 11 in Schöneberg (S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke oder Bus 104, Haltestelle Kesseldorfstr.). Alle Interessierten sind herzlich einladen!