2011/05 Die interreligiöse Freude

Die interreligiöse Freude

1.5.2011 – 15 Uhr – auf dem Gedarmenmarkt (Nähe Deutscher Dom)

Den Dialog der Religionen will der Berliner Senat fördern und lädt alle Gemeinschaften zu Gesprächen ein, die sich um die Verständigung in praktischen oder mehr grundsätzlichen Fragen bemühen. Unsere Gruppe lädt Menschen mit unterschiedlichen religiösen und säkularen Ansichten zum Gebet ein. Wir glauben an die gemeinsame Friedenssehnsucht aller. Mit ihr kommen wir seit 2004 jeden 1. Sonntag im Monat auf dem Gendarmenmarkt zusammen, um mit unseren unterschiedlichen Glaubenstraditionen unsere Anliegen vorzutragen und still auf die Bewegungen in uns zu hören. Hier werden wir bestärkt, uns der oft schmerzhaften Wirklichkeit zu stellen und den Weg des Friedens weiter zu gehen.

Durch diese Praxis hören wir weniger auf die innere Angst, dass uns jemand von unseren religiösen Grundeinsichten abwerben und zu einem neuen Bekenntnis überreden will. In diesem Sinn ist in unserem Kreis Missionierung unerwünscht. Unsere Interesse an den Erfahrungen der anderen aber wächst. Wir hören einander zu. Beim Gebet legen wir unser kontroversen Vorstellungen beiseite und suchen die Gemeinsamkeiten in der Empörung über Missstände und Wege des Friedens zwischen den Völkern, in unserem Land und in uns selbst. Wir sehen deutlicher, wo sich Menschen um Konfliktlösungen bemühen, auf Möglichkeiten der Verständigung hinweisen und Glaubensfundamente des Lebens offen legen. Die eigenen Erfahrungen werden lebendiger und lassen sich teilen. Dazu gehört die direkte Kommunikation mit Gott, dem Unvorstellbaren, der ewigen Wahrheit, dem im Nichtwissen verborgenen.

Unser monatliches Gebet wurde zum offenen Treffpunkt unter der gemeinsamen Kuppel aller Menschen, die mitteilend und schweigend die Realität des Lebens in die Mitte legen und sich vor der Wirklichkeit verbeugen, die nicht Produkt unseres Handelns ist.

Der Dialog über politischen und religiösen Grenzen hinweg ist ein Geschenk der Einheit. Wenn die Religionsfreiheit gefährdet ist, Angst vor Fremden das Leben erschwert, über-griffige Verhaltensweise die Sprache verschlägt, dann lassen wir uns herausfordern, den Weg des Verzeihens zu gehen, wie Gandhi hervorhebt, in der die Struktur der Konkurrenz, der Bürokratie und der Formalitäten überwunden wird.

Die Freude über die unterschiedliche, uns alle verbindende Religiosität öffnet uns die Augen für die Wirklichkeit.