2011/12 Wie beten wir?

Wie beten wir?

4.12.2011 – 15 Uhr – auf dem Hausvogteiplatz  (in der Nähe vom Gendarmenmarkt)

Religion heißt aus dem Lateinischen übersetzt: Rückbindung. Wir meinen die Rückbindung an das Göttliche.

Beim vorbereitenden Treffen für das heutige Gebet haben wir uns nicht nur Gott, sondern ganz konkret in der Gruppe rückgebunden und uns über unser Selbstverständnis ausgetauscht. Interreligiöses Friedensgebet – ist unsere Gruppe überhaupt interreligiös? Welchen Frieden meinen wir? Sind alle unsere Beiträge Gebete und worin zeigt sich unser Gebet?
Die erste Frage stellte sich, da unter den Anwesenden beim Gebet auf dem Gendarmenmarkt und auch bei den Vorbereitungstreffen deutlich mehr christliche als Vertreter anderer Religionen anzutreffen sind. Wobei einige Mitbetende sich in diesem Gebet gerade deswegen wohl fühlen, weil keine Trennlinie gezogen wird, kein Zuordnen. Jeder, der sich im Gebet in die Runde stellen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Wenn es eine Bedingung gibt, dann die, dass in Liebe gebetet wird. Zudem wissen wir um die vielen Mitbetenden und uns im Geiste Verbundenen verschiedener Religionen und Weltanschauungen, die nicht physisch mit uns auf dem Platz stehen. Teil unseres Gebets sind sie genauso wie die Anwesenden. Über neue Mitbetende freuen wir uns, der Weg zum Gebet muss allerdings in Freiheit gegangen werden.

Die Wirkung unseres Gebets, die Offenheit der Gestaltung und die Entscheidung unter offenem Himmel an öffentlichem Ort zu beten, ist etwas uns Tragendes. Wir wollen uns aus unserer Mitte öffnen, ohne in die üblichen Bilanzierungen des uns umgebenden Zeitgeistes zu geraten. Etwas dagegen setzen, ohne uns im Dagegen-Sein zu verlieren. Wir beten für den Frieden. Und Friede ist weit mehr als die Abwesenheit von Krieg. Friede hat viel mit Freiheit zu tun, die Freiheit in Respekt dem Menschen gegenüber. Friede, ohne das Schmerzliche, Trennende auszulassen. Friede in der Liebe des uns Verbindenden. So beschäftigen wir uns manchmal thematisch in unserem Gebet mit sehr konkreten Vorkommnissen, Themen der Stadt, der Welt – und manchmal mit allgemein Menschlichem. Wir sind Menschen, die um Frieden für uns Menschen beten.

Wie äußert sich unser Gebet? Da Gebet in der Öffnung des Herzens zum Göttlichen geschieht, in der freien Entscheidung und dem tief gefühlten Bedürfnis nach Verbundenheit, ist die Form des Gebetes dem Einzelnen frei gelassen. Wir haben momentan unsere Form im Wechsel von einzeln gesprochenem Gebet, schweigendem Gebet und gemeinsamem Gesang gefunden. Und jeder der Mitbetenden darf sich frei seine Form wählen. Wir sind öffentlich und einladend, sind Gemeinschaft und jeder für sich. Jeder darf laut oder leise seinem prophetischen Ruf nachkommen. Wir beten, weil es uns ein Bedürfnis ist.

Das nächste interreligöse Friedensgebet wird wieder an diesem Ort am Sonntag den 1.1.12 um 15 Uhr stattfinden. Herzliche Einladung.

Einladung zum Dank für das nun schon 10 Jahre stattfindende Friedensgebet
am Montag, den 21.Dezember um 16 Uhr im Interkulturellen Haus in der Geßlerstr. 11 in Schöneberg (S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke oder Bus 104, Haltestelle Kesseldorfstr.) Alle Interessierten sind herzlich einladen!

Die Gruppe Interreligiöses Friedensgebet trifft sich immer am ersten Sonntag eines Monats zu einer Mahnwache und einem Friedensgebet um 15 Uhr (meist) auf dem Gendarmenmarkt vor dem Deutschen Dom – Info und V.i.S.d.P.: Reinhard Schaenke