2017/07 Ein heiliges Ringen

Ein heiliges Ringen um göttliche Liebe

2.7.2017 – 15 Uhr – auf dem Gedarmenmarkt (Nähe Deutscher Dom)

Als Einladung zur Mahnwache und Friedensgebet übernehmen wir heute die Anregung aus einem offenen Brief von Mohamed El Bachiri, der seine Frau bei den Attentaten 2016 in Brüssel verloren hat. Der Verfasser ist Muslim marokkanischer Abstammung. Er selbst stellte seine Botschaft unter die Überschrift: Der Dschihad (sogen. Heiliger Krieg) der Liebe. Als Vorbereitungskreis übertragen wir das Anliegen in die Formulierung: Ein heiliges Ringen um göttliche Liebe.
Er gibt uns ein Zeugnis seiner religiösen Entdeckerfreude: ‚Ich spreche von jenem Dschihad, der den Hass nicht kennt, diesen Hass, der als schwerer Vorhang die Herzen verdunkelt. Ich spreche vom wahren, edelsten, schönsten Kampf … sich dem Terror entgegen zu stellen‘. Wer allahoakbar ruft – so im Koran geboten- ist bewegt auf die anderen Menschengeschwister zuzugehen; ihnen im Mitgefühl zu begegnen; ein Lächeln zu schenken; sucht die Umarmung, um die Flamme der Rachsucht zu ersticken; weiß sich als Kind des Universums; zwingt niemandem seine Wahrheit auf – denn nur die Liebe kann die umfassende Kraft all unserer Suche nach Wahrheit sein. Auch der Pfad des Islam ist nur eine Anleihe an der göttlichen Wahrheit – ein Versuch.
‚Denn in erster Linie steht mein Menschsein mit allen humanistischen Werten, die daraus folgen: die Heiligkeit des Lebens, der freie Wille und die Geschwisterlichkeit aller Menschen. Was mich betrifft, so bin ich im Widerspruch, zwischen Vernunft und Mystik, Überzeugung und Skepsis … aber immer und bis zu meinem letzten Atemzug getragen von der Liebe.‘
In unsicheren und schwierigen Zeiten, in denen lautstarke Drohrufe das Leben zerstören, ergeht mit vielen Namen Gottes der wahre Lebensruf Allah o akbar – Gott ist groß – so viel anders als das lautstarke Andere, das zur Zerstörung aufruft – anrufend den Allbarmherzigen, antwortend als
ein Sanftes Murmeln, das im Herzen angekommen sich wohltuend ausbreitet;
Berührende Schönheit, die das Leben aus der Erstarrung löst, aus den Abgründen erhebt und sich den schöpferischen Werken der Kunst fließend hingibt;
Belebendes Strömen, das in den Gefilden der Kulturen und in den Gebilden der Religionen – im geschwisterlichen Begegnen, überfließt und alles erfüllt.
Heilende Wirklichkeit, die die Fäuste entkrampft und spielerische Hände öffnet, Augen erwartungsvollen Glanz verleiht, wenn die Religionen sich begegnen;
Widerständiger Mut der Verfolgten, die sich der Gewalt und den Feindschaften entziehen, nach dem Wohl der Menschen trachten, vertrauend dem Ruf zum Gebet Allahoakbar – im Ringen um göttliche Liebe.