2018/07 Sprache

Eine schal gewordene Sprache

1.7.2018 – 15 Uhr – auf dem Gedarmenmarkt (Nähe Deutscher Dom)

Bei Verallgemeinerungen und diffamierenden Reden werden auch wir oft sprachlos und suchen nach passenden Worten, um uns aus der Sprachlosigkeit zu befreien. Dann ringen wir nach Worten.

Das gilt vor allem, wenn wir durch den sich immer stärker zeigenden Antisemitismus und Islamfeindlichkeit mit dem menschenverachtenden Welt- und Menschenbild des Nationalsozialismus umnebelt werden. Auch religiös gestimmte Menschen haben es offenbar nicht leicht, bei ihrer angestrebten Haltung zu bleiben. Zeigt nicht das weitreichende Schweigen, wie sich ausgrenzendes, sogar rassistisches Gedankengut ausbreiten und einschüchternd wirken kann? Oder ist dies nur die Folge einer bequemen Gedankenlosigkeit?

Wortwahl und Sprachgestalt – aber auch Wortlosigkeit und Sprachunfähigkeit – richten sich gegen Menschen, die mit uns nach einem Leben im Miteinander und in Würde suchen.

Egal ob sich die Ausgrenzung gegen Angehörige einer Religion oder einer Ethnie richtet, es löst Betroffenheit aus. Das betrifft ebenso Mitmenschen, deren Lebenskonzept vom Durchschnitt oder von der gewohnten Norm abweicht. Angegriffen sind auch jene, die auf Grund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung anders bewertet oder herabgestuft werden. Ausgrenzung wird im Wesentlichen durch vorurteilsbelastete Sprache gelegt und vorbereitet. Was widerspiegelt unsere Sprache und Wortwahl? Weil Realitäten durch Sprache dargestellt werden, können sie auch durch Sprache beeinflusst werden.

Besonders in unseren ins Intime reichenden Gebeten werden wir zu einem bewussten und reflektierten Umgang mit Sprache herausgefordert. Wir suchen gerade dort zu sensibilisieren und sensibel zu bleiben, wo Sprache verflacht und missbraucht wird.
Sprachliche Bilder aus dem faschistischen Deutschland, die Falsches als wahr erscheinen lassen und Worte, die zur Verharmlosung von Ausgrenzung, Massenmord und dessen Vorbereitung genutzt wurden, werden in den letzten Jahren wieder lautstark und instrumentalisierend genutzt: Und das zeigt Wirkung. Der Gebrauch dieser Worte und Bilder beeinflussen heranwachsende, suchende, teilweise verunsicherte oder frustrierte Menschen. Die Welt wird komplizierter und diese einfachen Weltbilder schüren Ängste und Hass. Sie spielen Grausamkeiten der Geschichte herunter und nutzen längst überholtes rassistisches Gedankengut. Da brauchen wir ein klares: Nein.

Werden wir zu einem bewussten und reflektierten Umgang mit Sprache eingefordert in die menschenwürdige Gesellschaft?
Unsere Gebete wollen den bewussten Umgang mit Sprache stärken und damit die Kommunikationsfähigkeit und damit Verständnis und Empathie fördern. Im Gebet brauchen wir Mut, der unbedachten Nutzung von diskriminierender oder faschistischer Sprache unmissverständliche, Frieden stiftende Positionen entgegen zu stellen. Wir beten für eine neue Sprachfähigkeit jenseits aller Sprachlosigkeiten. Und wir beten für alle, die sich in dieser Welt unverstanden fühlen, dass sie einen Weg zum Miteinander finden.

Einladung zum Vorbereitungstreffen. Interessierte sind herzlich willkommen.

Das nächste Vorbereitungstreffen findet statt am Mi 18. Juli um 18 Uhr bei Helga Ottow, Prenzlauer Promenade 147, 13189 Berlin-Pankow. Tel: 030 91204862
Anfahrt: S/U Bhf Pankow, Bus 255 (Richtung Schwarzelfenweg) bis Binzstraße oder: M2 ab Alexanderplatz bis Prenzl. Prom. Am Steinberg + Bus 255 (Richtung Osloerstr.) bis Binzstraße.

Die Gruppe Interreligiöses Friedensgebet trifft sich immer an ersten Sonntag eines Monats zu einer Mahnwache und einem Friedensgebet um 15 Uhr (meist) auf dem Gendarmenmarkt vor dem Deutschen Dom. Anfragen/Korrespondenz: Christian.Herwartz@jesuiten.org