2020/05 Gewisse…

Gewisse Verluste und gewissenhafte Gewinne

03.05.2020 – 15 Uhr –  JedeR für sich, denn ein gemeinsames Beten auf dem Gendarmenmarkt ist aktuell nicht möglich

Das Verlangen nach einem neuen Anfang hat mit diesem neuen Monat Mai neuen Auftrieb genommen. Wir ziehen eine Zwischenbilanz.

Der zu Beginn riesige Schreck über Covit 19 hat sich gewandelt. Nach der anfänglichen Schockstarre, die in der Gesellschaft eher Resignation und Rückzug verursachte als Herausforderung, gibt es einen neuen Klang im weltweiten Konzert der Stimmen. Es duftet nach einer Spur für eine überlebensfähige Gesellschaft, wenn wir über ein neues Medikament hinaus auch ein neues Konzept für eine überlebensfähige Gesellschaft bedenken und angehen. Wir wissen nicht erst seit Beginn des erneuernden Monat Mai: Auf unserem Planeten muss nicht nur etwas verbessert, sondern noch viel mehr grundlegend verändert werden. Nachdem wir überaus deutlich und weltweit durch Corona an die Grenzen des Bezwingbaren und Machbaren geführt sind, wird die neue Richtung der Nach-Corona-Ära Neuland sein.

Landmarkierungen und Leuchtzeichen sind schon aufgestellt, um zu lernen, wo es lang geht: Respektvoller Umgang mit dem Leben der Menschen und verantwortlicher Umgang mit der Macht über Menschen. Die Religionen haben viele Erfahrungen und Weisheiten über das Wesen und die Verwaltung der menschlichen Macht. In der Zeit der Krise und des Übergangs gelten fast alle Maßnahmen der Erhaltung der Heiligen Gabe des Lebens. Mit Eifer wird ein rettender Impfstoff erforscht und entwickelt und ein der Krise angemessenes anständiges Verhalten eingeübt. Interessant ist, wie medizinisches Wissen die erforderlichen politischen Maßnahmen und internationalen Absprachen anregt.

Es ist bekannt, dass jede medizinische Maßnahme auch Nebenwirkungen hat, die ebenso behandelt werden müssen. Auch wenn die Ehrfurcht vor dem Leben als ein universaler Wert allgemein anerkannt ist, muss die Frage nach dem gelingenden Leben gestellt werden. Die Kontexte sind verschieden, in denen sich das Leben in unseren Kontinenten entfaltet. Um nicht einzig mit dem Impfstoff die Einladung zum Leben zu verbinden, ist auch ein jeder von uns für ein lebensförderndes Verhalten verantwortlich.

Benötigt werden solidarische Sensibilität und kritische Lernbereitschaft für das Leben nach Corona. Dafür brauchen wir transnationale Solidarität und planetarisches Bewusstsein. Die Sichtweisen auf die bisher erfolgte Globalisierung als profitable Herrschaftsform sollte so nicht länger akzeptiert werden, sondern als weltweit agierende Helfergemeinschaft fungieren und angesehen werden. So lässt sich die Befreiung von Corona-Ohnmacht und Abhängigkeit schon vor dem Ergebnis erleben, Diese Heilung ist die eigentliche Herausforderung, vor die uns Covit 19 stellt.

Nicht erst wenn das Mittel gefunden sein wird – und dafür beten wir mit klaren eindeutigen Worten an den uns geheiligten Orten – sondern hier und jetzt handeln wir für die überall gefährdeten Menschen. Beten für neue wissenschaftliche Erkenntnisse und gesellschaftliche Einsichten bewegen uns im Mai beim Interreligiösen Friedensgebet. JedeR Einzelne ist in dieser Krise angeregt, sein eigenes Handeln neu inspirieren zu lassen. Nur so kann ein lebensunverträglicher Rückzug ins Eigene abgebogen und solidarisch neu gehandelt werden.

Wann das nächste Friedensgebet und Vorbereitungstreffen stattfinden kann, ist noch ungewiss. Wir werden Sie/Euch rechtzeitig informieren.