2020/08 Innerer Halt

Der innere Halt und die äußere Haltung

02.08.2020 – 15 Uhr –  JedeR für sich, denn ein gemeinsames Beten auf dem Gendarmenmarkt ist aktuell für uns nicht umsetzbar

Das Verlangen nach Aufrichtigkeit angesichts der Verunsicherungen breitet sich von den Rändern der Gesellschaft in ihre Mitte aus. Fahrlässig ist der müde Spott: Die Menschen wollen eben betrogen sein !? Wirklich? Eben nicht – und immer häufiger artikuliert sich die Erwartung: Es wäre erst mal wichtig, wenn man überhaupt mal wüsste, woran man hier eigentlich ist …!

In den bestehenden Verunsicherungen wirken die Religionen und markieren Wege und setzen Zeichen zur Orientierung.

Jedoch: Die einen sehen in ihnen lediglich ein Verwirrspiel mit manipulierten Hirnfunktionen; aber andererseits leugnen diese nicht, dass die Religion zumindest das Potential der Wahrhaftigkeit in sich trägt.

Es fällt uns auf, dass in den gegenwärtig verunsichernden Ereignissen und Krisen Sprache und Zeichen verwendet werden, die in den religiösen Kernbereich gehören. Ist das eine übergreifende Anerkennung – ob Gott nun gedanklich eingebildet oder handwerklich hergestellt ist – dass eine höchste Instanz ‚Gott‘ sich mitteilt dem Gegenüber ‚Mensch‘? Weil er bei Gott bekannt und von ihm erkannt ist, weiß er sich erst recht in Stand gesetzt, um aufrichtig zu sein. Und wenn es der Klärung dienen kann, beteiligt er sich mit Worten und Zeichen und durch Kreativität und Körpersprache.So findet die religiöse Denkwelt und Körpersprache überraschenden Eingang in den gesellschaftlichen Diskurs und erklärt uns mehr als es Worte zum Ausdruck bringen können, worumes den Akteuren eigentlich geht.

Sie knien bei ihren Protesten. Auf Straßen und Plätzen in Amerika knien Menschen aufgerichtet, weil ein am Boden liegender Mensch unter dem Knie eines Staats-beamten erstickt wurde. Dem anwachsenden Protest setzte der Staatslenker die hochreckte Bibel in einem ganz anderen religionsmächtigen Gestus als Kampfansage entgegen. Jahrzehnte davor reckte ‚Black Panther‘ Fäuste in den Olympiahimmel und wurden bestraft. Im vergangenen Monat kniete ein weißer Polizeipräsident in Kalifor-nien mit den Protestierenden. Sie sichern die Stimme der friedlichen Demonstranten. Gebeugte Knie sind in allen Religionen der Welt die Körpersprache derer, die sich dem Heiligen betend überlassen.

Wer vor Gott kniet, kann sich eigentlich nicht als Gott aufspielen. Er wird sich von ihm aufrichten lassen und empfängt die höchste Würde: Du bist ein vom erhabenen Gott erhobenes Geschöpf ! Wirsind gerufen, die göttlichen Zeichen der Zuversicht zu entziffern und betend alle menschliche Zuwendung zu begleiten.

Wann das nächste Vorbereitungstreffen stattfinden kann, ist noch ungewiss. Wir werden Sie/Euch rechtzeitig informieren.